Diese sind Qi, Blut, Körperflüssigkeiten, Essenz und Geist (Shen).
Qi ist eine dem gesamten Kosmos zu Grunde liegende Antriebskraft und Lebenskraft. Das Qi wirkt und wandelt sich ständig dynamisch um zwischen den beiden Tendenzen in allen Dingen Yin (Sammlung, Kälte, Verdichtung) und Yang (Zerstreuung, Wärme, Auflösung). Die Form des Qis ist in Nähe des Yang-Pols fließend, weich, durchdringend, unsichtbar aber spürbar, in Nähe des Yin-Pols formhaft, tastbar und sichtbar. Das Qi im Körper wird erzeugt und erhalten vom vorgeburtlichen Essenz-Qi (Jing-Qi) und dem nachgeburtlichen Qi aus Nahrung und Atmung. Die Grundbewegungen des Qis im Körper sind Aufsteigen, Absteigen, Austreten und Eintreten. Eine Harmonische Qi-Verteilung, regelrechte Grundbewegungen und der freie Fluß des Qis bewirken Gesundheit, eine unharmonische Qi-Verteilung, regelwidrige Grundbewegungen und ein gestauter Fluß bedeuten Krankheit, regelwidriger Stoffwechsel, Missempfindungen und Schmerzen. Qi ist die Grundlage für die anderen vitalen Substanzen Blut, Körperflüssigkeiten, Essenz und Geist. Als materielle Form bildet Qi die Körperstrukturen, als immaterielle Form den Geist (Shen). Stirbt ein Mensch, wird er wieder zu reinem Geist.
Die Qi-Formen im Körper werden, je nach Funktion und Aspekt unterschiedlich benannt. Man unterscheidet z.B. die Erbenergie (aus angeborenem Essenz-Qi als Teil des Nieren-Yins und aus Ursprungs-Qi als Teil des Nieren-Yangs). Die Erbenergie unterhält ein Leben lang die Produktion der anderen Energien des Menschen und ist zuständig für Entwicklung, Wachstum, Geschlechtsreife, Klimakterium und beim Aufbrauchen für den Tod. Weitere Körperenergien sind z.B. das Sammel-Qi (Zhong-Qi) aus Nahrung und Atmung welches u.a. den Pulsschlag und den Atemrhythmus kontrolliert und das Wahre-Qi (Zhen-Qi) das unter der Wirkung des Ursprungs-Qis aus dem Sammel-Qi gebildet wird. Das Wahre-Qi wiederum tritt als Nähr-Qi (Ying-Qi) und als Schutzenergie (Wei-Qi) auf. Das Nähr-Qi (nach Maciocia, 1994) bzw. das Wahre-Qi (nach Focks, 2010) wird durch die Akupunktur-Nadelung beeinflusst. Eine weitere Qi-Form ist das Organ-Qi (Zang-Qi), das Qi der sog. Speicherorgane und Hohlorgane mit seinen organspezifischen Qualitäten. Beispielsweise dient das Milz-Qi dem Transport und der Nahrungsaufnahme und ist normalerweise nach oben gerichtet (bei gegenläufiger Bewegung Rektumprolaps), das Magen-Qi dient der Verdauung und ist normalerweise nach unten gerichtet (bei gegenläufiger Bewegung Übelkeit und Erbrechen), das Lungen-Qi dient dem Einatmen und Ausatmen und der Verteilung des Qis auf den ganzen Körper und ist normalerweise nach unten gerichtet (bei gegenläufiger Bewegung z.B. Husten oder Asthma).
Das Blut (Xue) besteht aus materiellen Bestandteilen (aus Nahrung und Nieren-Essenz) und nicht materiellen Bestandteilen (Nährenergie). Blut und Energie sind eng miteinander verknüpft. Die Energie setzt das Blut in Bewegung (Mikrozirkulation!) "fließt die Energie, dann fließt auch das Blut", die Energie braucht das Blut als Ernährer und Trägersubstanz. Energie und Blut haben beide ernährende Funktion. Ein Blutverlust stellt sowohl ein Verlust an materiellen Blutbestandteilen dar, als auch ein Verlust an Nährenergie. Bei Energiemangel kann nicht genügend Blut gebildet werden. Blutmangel kann Energiemangel verursachen. Bei Energiestau staut sich auch das Blut (Hämorrhoiden, gynäkologische Blutungen). Blutstau wiederum führt auch zu Energiestau. Die Verdauungsfunktion von Milz und Magen ist die Quelle für die Blutentstehung. Die Nieren sind über die Knochenmark-Produktion an der Blutbildung beteiligt. Die Milzenergie sorgt dafür, dass es nicht aus den Gefäßen tritt. Die Leber(energie) ist zuständig für die richtige Blutverteilung und dient als Blutspeicher. Das Herz pumpt das Blut weiter. Die Zirkulation des Blutes wird durch das Herz-Qi und das Lungen-Qi gewährleistet.
Die Körperflüssigkeiten (Jin-Ye) werden aus der Nährenergie gebildet. Man unterscheidet bei den Körperflüssigkeiten zwei Formen: Jin als dünnflüssige, klare, leichte Anteile, die mit dem Abwehr-Qi (Wei-Qi) an der Körperoberfläche zirkulieren und die Haut und die Muskeln ernähren und befeuchten (z.B. Schweiß, Tränen, Speichel, Schleim), und Ye als dickflüssigere, trübere Anteile,die mit der Nährenergie zirkulieren und die inneren Organe, die Gelenke, die Marksubstanz (diese nährt Gehirn und Rückenmark und bildet Knochenmark) und die Sinnesorgane wie Augen, Ohren, Nase und Mund befeuchten (z.B. Gelenkflüssigkeit, Liquor, Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse).
Bei der Essenz (Jing) handelt es sich um eine verfeinerte und wertvolle Substanz. Man unterscheidet die ererbte Essenz, die erworbene Essenz und die Nieren-Essenz. Die ererbte Essenz (Vorhimmels-Essenz, gebildet bei der Empfängnis, z.B. genetische Anlagen) kann nicht vermehrt, aber durch die erworbene Essenz gestärkt werden. Sie bestimmt die Konstitution und Vitalität eines Menschen. Die erworbene Essenz wird von Milz und Magen aus Nahrung und Getränken extrahiert und dient der Energieproduktion. Die Nieren-Essenz entsteht sowohl aus der ererbten als auch aus der erworbenen Essenz in der Niere. Nach der Geburt wird die Nieren-Essenz ständig durch die erworbene Essenz aufgefüllt und gestärkt. Die Nieren-Essenz beinhaltet das Nieren-Yin und das Nieren-Yang. Das Nieren-Qi wird durch die dynamische Wechselwirkung von Nieren-Yin und Nieren-Yang gebildet.
Nach Maciocia bestehen z.B. folgende Unterschiede zwischen Essenz und Qi: Die Essenz wird zum größten Teil von den Eltern ererbt, während das Qi nach der Geburt entsteht. Die Essenz ist fluidisch, das Qi ist energetisch. Die Essenz ist vor allem in den Nieren, das Qi jedoch überall beheimatet (Die Essenz wird in der Niere gespeichert, zirkuliert aber im ganzen Körper, besonders in den acht außerordentlichen Meridianen, sog. Wundermeridianen). Die Essenz lässt sich nur mit Mühe ergänzen, das Qi kann leicht von Tag zu Tag wieder aufgefüllt werden. Die Essenz folgt sehr langen Zyklen von sieben und acht Jahren, das Qi kürzeren Zyklen (z.B. jährlich, täglich, zweistündlich). Qi bewegt sich schnell und ändert sich von Augenblick zu Augenblick, die Essenz ändert sich nur langsam über längere und lange Zeiträume.
Da die ererbte Essenz nicht vermehrt werden kann und der (auch der natürliche) Verlust von Essenz während des Lebens zum Altern und vorzeitigen Altern führt, wird auf die Vermeidung der Verschwendung der Essenz größten Wert gelegt. Dazu tragen eine ausgewogene Lebensweise und Ernährung und eine Mäßigung der sexuellen Aktivität bei. Auch durch regelmäßige Qi-Gong-Übungen oder Meditation kann die Essenz postitiv beeinflusst werden.
Der Geist (Shen) ist die feinstofflichste Komponente. Er wirkt nicht nur im Menschen, sondern im gesamten Universum. Beim Menschen bezeichnet Shen sowohl die seelischen, als auch die gedanklichen und geistigen Aktivitäten, das Bewusstsein, Denken, Fühlen und Wollen. Essenz und Qi sind die materielle Basis des Shen. Shen wird schon bei der Zeugung aus Essenz und Qi gebildet, muss aber nach der Geburt ständig aus der erworbenen Essenz ergänzt werden. Shen hängt von der Fülle oder Magerkeit von Qi und Blut ab und sein Zustand spiegelt sich im Glanz der Augen wider. Das Herz ist die Residenz des Geistes aber auch die anderen Organe haben Bezug zur Geistesenergie: "Das Herz birgt die Geistesenergie...die Lungen das Lebensfluidum...,die Leber birgt die Seele..., die Milz (Pankreas) birgt das Denken..., die Nieren bergen den Willen..." (Kap. 23 Su Wen in Van Nghi, Pathogenese und Pathologie der Energetik in der chinesischen Medizin, MLV, 1974, S. 86). "Die Geistesenergie erhalten können, heißt Leben, die Geistesenergie verlieren, bedeutet Tod." (ebd.). Der Geist überschreitet die Kategorien von Yin und Yang. Die Behandlung des Geistes erfolgt indirekt, über die Behandlung des Herzens oder die der anderen Organe.